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der kleine Hase - Vollmondnacht

Schon früh am Morgen, lief ich hinaus in den Garten, um Ausschau nach dem kleinen Hasen zu halten. Leider blieb meine Suche ohne Erfolg. Ich kehrte in das Haus zurück um dem alten Bär davon zu berichten, dass der Hase verschwunden sei. „Wo mag er nur sein?“, sprach der Bär gedankenverloren vor sich hin. #derkleinehase, war uns in den letzten Tagen ans Herz gewachsen, mussten wir erkennen. Mehr noch; seine Anwesenheit hatte unser Leben verändert. Das gemeinsame Gespräch drehte sich ausschließlich um den neuen Mitbewohner. Hatten wir zuvor, die Sondersendungen im Fernsehen verfolgt, den Wissenschaftlern und vermeintlichen Experten Ohr und Gedanken geschenkt, so war in den beiden letzten Tagen die Glotze aus geblieben. Der kleine Hase hatte unser Leben bereichert, so erkannten wir. Doch warum war er heute nicht zu finden? Ich hatte mir bisher nie überlegt, was der Kleine so den ganzen Tag im Garten trieb. Würde sich die Gelegenheit hierzu ergeben, so wäre dies eine Frage wert.

Die nachmittägliche Suche blieb ebenfalls vergebens. Ich nahm die aufsteigende Trauer in mir wahr. Das Abendessen schmeckte mir nicht. Um mich abzulenken, stellte ich den Fernseher an. Wie in der letzten Woche hielten die Experten Hof und überspielten mit großen Worten die eigene Unwissenheit. Indessen lief der alte Bär durch den Garten. „Hans Jürgen, Hans Jürgen“, klang es von draußen herein. „Er ist wieder da, komm schnell“. Ich folgte den Rufen und fand den kleinen Hasen im Blumenbeet sitzend, den Blick starr zum vollen Mond ausgerichtet.

„Ist euch schon einmal aufgefallen, dass Ostern nie an einem festen Datum stattfindet, so wie Weihnachten zum Beispiel?, fragte der Hase. „Erst wenn der volle Mond im Frühjahr erstmals, der Sonne gleich, vom Himmel scheint, dann kann Ostern sein. So hat es bereits meine Mutter erklärt, als ich ein kleines Häschen war. Und heute Nacht haben wir Vollmond. Ostermond“, erzählte der Hase begeistert weiter, und sein Blick schweifte wieder zum Mond hinauf.
„Aber wieso ist das so?“, wollte ich von dem Hasen wissen. „Ach Jürgen“, antworte dieser, „ich habe dir doch gestern erklärt, dass Ostern ein Fest des Lebens ist. Zu keiner anderen Jahreszeit ist das Leben so kraftvoll wahrzunehmen, wie im Frühjahr? Und wann ist die Welt so bunt und farbenfroh, wie jetzt? – Und schau dir diesen Mond an. Voll, rund, satt schaut er auf uns herab. Es ist der Moment im Jahreskreis, der alle Sinne berührt. Im Besonderen, da nun die kalte Zeit hinter uns liegt.“ Der kleine Hase schien berauscht zu sein, von dem Spektakel der Nacht, und so verabschiedeten wir uns von ihm bis zum nächsten Tag.


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