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bald ist Ferienzeit - Ein Fenster in die Vergangenheit

Heißa, bald ist Ferienzeit
ist nicht weit, ist nicht weit

Dann geht’s aus dem Haus hinaus
in die Ferne, weit hinaus

Wo die bunten Zelte stehn
und das Wasser rauscht so schön

Heißa, bald ist Ferienzeit
ist nicht weit, ist nicht weit

(Jürgen Groß – 1968 – 9 Jahre alt)



Nun kommt sie also wieder, die Ferienzeit. Und wie jedes Jahr strömen die Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung heraus, um an fernen Stränden, oder unbekannten Gipfeln ihre Urlaubstage zu verbringen. Dies ist in diesem Jahr, trotz Corona, nicht anders als all die anderen Jahre zuvor.

Wie all die anderen Jahre zuvor? Nein, nicht wie in allen Jahren in meinem Leben. – Ich bin mittlerweile in ein Alter hineingewachsen, welches auf vielfältige Erfahrungen und Entwicklungen zurückschauen kann. Ich selbst bin überrascht, wenn ich in den Keller meiner Erinnerung herabsteige und Bilder von Dampflokomotiven im Regelbetrieb der Bahn vorfinde. Oder die Zigarre rauchenden Kriegsversehrten vor dem Postschalter erinnere ich, die sich dort ihre Rente bar auszahlen ließen. Und so wie ich diese Dinge, die scheinbar aus einer fernen Zeit stammen, noch kenne, so erinnere ich mich auch noch an meinen ersten Urlaub.

Mit Zelt, Luftmatratze und Spirituskocher ging es mit meinen Eltern für zwei Wochen an die Ostsee zum Campen. Mit dabei waren zwei benachbarte Familien, eine davon mit drei Mädchen, welche etwas jünger waren als ich. Dies geschah im Sommer des Jahres 1968, ich war damals neun Jahre alt. Wie ich die Schulferien in den Jahren zuvor erlebt habe, verschließt sich meiner gegenwärtigen Erinnerung. Vor meiner Einschulung, zu Ostern 1965, hatten wir die Familie meines im Krieg vermissten Großvaters an der Saar besucht. Hieran kann ich mich noch gut erinnern. Jedoch konnte man diesen Besuch aus heutiger Sicht nicht als Urlaub bezeichnen.

Und nun Falckenstein, an der Kieler Förde. Beeindruckt war ich von den großen Schiffen, die man vom Strand aus beobachten konnte. Auf dem Campingplatz selbst gab es einen gesprengten Bunker, der zum Spielen einlud. Herr Kistenmacher, hieß der Mann an der Anmeldung, der auch den Campingladen führte. Ich stellte mir vor, wie dieser Mann wohl zu seinem Namen gekommen war, und sah ihn aus Holzstücken eine Kiste zusammenzimmern. Bei Herrn Kistenmacher gab es auch Spielsachen, wie etwa Plastikboote oder die neu herausgekommenen Klick-Klack-Kugeln, zu kaufen. Weiter war ich von dem großen Angebot an Mickey-Maus- und Fix-und-Foxi-Heften fasziniert.

In dieser Zeit der Ferien vergaß ich die Schule, vergaß ich mein Zuhause. Die Meeresluft, die sonnigen Tage und die lauen Abende auf dem Fähranleger ließen alle Schwere des Alltags vergessen. Die Zeit der Abreise drohte wie eine Strafe und wurde so lange wie möglich verdrängt.

Zurück zu Hause, blieben einige Dias, welche mein Vater mit seiner Kodak Instamatic aufgenommen hatte und welche wir unter dem Jahr häufiger gemeinsam schauten. Das Gefühl von Freiheit und Weite des Meeres holte ich mir durch die Lektüre von Käpt’n Konny Büchern zurück, welche ich in von meinem Taschengeld kaufte.

Mit diesem Urlaub war für meine Familie und mich ein neues Zeitalter angebrochen, denn nun ging es jedes Jahr im Sommer für zwei Wochen auf deinen Campingplatz. Zuerst mit Zelt, später dann mit einem kleinen Wohnwagen.

Die Zeit der Sommerferien und des darin verborgenen Urlaubs wurde von mir lange herbeigesehnt. Ich führte eine Strichliste, wie viele Tage es noch bis zum nächsten Urlaubsbeginn waren. Später wurde diese Liste, die sich in einem alten Schulheft befand, durch die Berechnung der Stunden und Minuten ergänzt.

In einem kleinen Gedicht brachte ich meine Sehnsucht nach diesem Urlaubserlebnis zum Ausdruck. Es entstand im Frühjahr des Jahres 1969, also vor der geplanten zweiten Urlaubsreise. Meine Mutter schickte es zu der heimischen Tageszeitung. Diese druckte es auf der wöchentlich erscheinenden Kinderseite in der Samstagsausgabe ab.

Heißa, bald ist Ferienzeit ….. Vielleicht auch in diesem Jahr.


© 30.06.2020 – Hans Jürgen Groß
Geschrieben während der ersten Phase der Corona Pandemie

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Vertiefendes Bonusmaterial:

Videozusammenfassung
und Erklärung




Zusammenfassung:
In einer Zeit, in der die Welt sich ständig verändert, bleibt die Sehnsucht nach Erholung und Abenteuer konstant. Tauchen Sie mit mir ein in eine nostalgische Reise zurück in den Sommer 1968, als Camping an der Ostsee noch ein Abenteuer mit Hüpfbällen und Klick-Klack-Kugeln war. Entdecken Sie, wie die Ferienzeit nicht nur eine Pause vom Alltag, sondern auch eine Reise durch die Zeit sein kann, die uns an Orte führt, an denen die Vergangenheit lebendig wird und die Zukunft noch geschrieben werden muss.


Stichworte:
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