Eine besondere Form der Hilfe: Eine Anekdote vom Jahrhunderthochwasser 1995 in Melsungen
Die aktuellen Überschwemmungen, die die Medien beherrschen, erinnern mich an das erlebten “Jahrhunderthochwasser 1995” in Melsungen, welches mir unvergessen bleibt. Als ich im August 1994 meine Steuerberatungspraxis in Melsungen eröffnete, ahnte ich nicht, dass ich bald vor einer solchen Herausforderung stehen würde.
Meine erste Praxis befand sich im zweiten Stock eines Hauses in der Rotenburger Straße, nahe der Fulda, in einem Gebäude, das auch die Arztpraxis meines Vermieters beherbergte. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit war ich allein und ohne Mitarbeiter. Als am 24. Januar 1995 das Wasser der Fulda die Stadt überflutete, war auch meine Praxis betroffen, wenn auch nicht direkt im 2. Stockwerk. Dennoch umschlossen die Wasserfluten das Gebäude und den Hauseingang. Meine berufliche Tätigkeit musste ich zwangsläufig einstellen. Ich plante, meine Mandanten über den Anrufbeantworter zu informieren, aber wie sollte ich in das Gebäude gelangen? Das Wasser reichte bis weit vor das Postgebäude, und mein Büro lag direkt dahinter in Richtung des Flusses. Menschen in Booten waren damit beschäftigt Anwohner aus den Häusern zu befreien. Aber ich wollte ja in das Haus.
In diesem Moment sah mich mein Vermieter, ein Arzt, der dabei war, die Heizung auszubauen. Er trug eine Fischerhose, die es ihm ermöglichte, durch das kalte Wasser zu gehen. Kurzerhand hob er mich auf seinen Rücken und trug mich in das Gebäude, damit ich die nötigen Maßnahmen ergreifen konnte, um meine Mandanten zu informieren. Diese Geste bleibt für mich ein lebendiger Schatz der Erinnerung.
Obwohl das Wasser in den folgenden Tagen wieder sank, hinterließ es langfristige Schäden. Im Treppenhaus meiner Praxis hielt der Geruch von Heizöl lange an. Unterlagen und Buchhaltungsbelege meiner Mandanten, die Geschäfte in der Nähe der Fulda hatten, waren stark betroffen - verschmutzt, öl- und schlammüberzogen oder miteinander verklebt. Die Schäden an den Gebäuden waren enorm.
Die Anekdote, wie ich damals in das Haus gelangte, ist mir als kostbare Erinnerung geblieben, ein Symbol für Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.
Seit dieser Zeit ist viel passiert. Ab 1996 begannen langjährige Renaturierungsprojekte an der Fulda, um die Auswirkungen künftiger Hochwasser zu minimieren. Auch das gegenwärtige Hochwasser welches die Grenzen der Stadt berührt kann sich nicht mit den Ereignissen des Jahres 1995 messen.
Die Fotos, die ich damals aufnahm, stammen aus der analogen Ära. Um einen umfassenden Eindruck dieser Ereignisse zu vermitteln, habe ich auch die unscharfen Bilder in meine Sammlung aufgenommen.
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Text und Fotos © 1995 / 2024 - Hans Jürgen Groß
In diesem Beitrag erzähle ich, wie ich das Jahrhunderthochwasser 1995 in Melsungen erlebt habe, und wie mich mein Vermieter, auf seinem Rücken ins Haus trug. Ich beschreibe die Schäden, die das Hochwasser an den Unterlagen meiner Mandanten verursachte. Ergänzt wird der Bericht durch einige Fotos, die ich damals aufnahm, um die Ereignisse zu dokumentieren.
Stichworte:
Melsungen, Fulda, Steuerberater, Anekdote, Hochwasser, Schäden, Erinnerung, Lebensschatz