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Eine Biographie mit Überraschungen: Jürgen Groß

Das Melsunger Männergespräch, welches vor mehr als 30 Jahren von mir mit initiiert wurde, gehört sicherlich zu einem Akzent meiner Biografie, welcher in der Öffentlichkeit Beachtung fand.

Beim aufräumen entdeckte ich nun einen Bericht aus dem Jahr 2005, der dieses Thema zum Anlass nahm über mich zu berichten. Interessant sich selbst nach knapp 17 Jahren in dieser Weise zu begegnen.

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Eine Biographie mit Überraschungen: Jürgen Groß ist allein erziehender Vater dreier Töchter ... und seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Männerarbeit tätig

Neue Sichtweisen durch die Männergruppe

Als ausgewiesener Profi präsentiert er sich mit seinem Werdegang im Internet. Steuerberater, promovierter Ökonom, Mediator, Coach. Anders, als netter Nachbar, wirkt er in seinem frisch renovierten Bürogebäude. Nicht, die Steuergesetze" faszinieren ihn an seinem Beruf, sondern dieser Kontakt zu den Menschen".

Dr. Jürgen Groß überrascht als Mensch - vielleicht auch als Mann? Er erwähnt in seiner Selbstvorstellung im Internet seine Tätigkeit in der kirchlichen Männerarbeit nicht. Doch seine „offizielle" Biographie hält eine weitere Überraschung bereit: vom allein erziehenden Vater dreier Töchter ist da die Rede. Werben will er damit eigentlich weniger", vielmehr seine Kunden um Verständnis bitten, dass es „Störungen" geben könnte. Die Vereinbarung von Beruf und Familie ist ihm wichtig, sie hat auch Auswirkungen auf das Betriebliche".



Wie kann ein Vater von drei Töchtern dann Männerarbeit machen? „Ja", lacht er, „das muss man historisch sehen." Er habe mit der Männerarbeit begonnen zu dem Zeitpunkt, als seine erste Tochter geboren wurde. Weil seine damalige Frau eine Vollzeitstelle hatte und sie diese auch wieder antreten wollte, blieb Groß im ersten Jahr zu Hause. Das führte ihn zu jener Zeit vor vierzehn Jahren in eine soziale Krise ungeahnten Ausmaßes. „Ich hatte keine Kontakte. Ich saß auf dem Spielplatz sehr abgegrenzt von den jungen Frauen, die mit ihren Kindern dort waren."

Aus der Presse erfuhr Groß von Männerpfarrer Hansfried Boll und begann mit ihm zusammen das „Männergespräch". Gleich dreißig Männer kamen zum ersten Abend. Das Thema hieß,aktive Vaterschaft". Sie waren motiviert, in Melsungen eine Männerarbeit aufzubauen für Männer jeden Alters, aller Konfessionen oder auch ohne Konfession".

Über Pfarrer Boll schlossen sich Angebote der evangelischen Kirche an. Mit der Zeit haben einige der Männer sogar ,wieder Zugang zur christlichen Kirche gefunden", erzählt Groß begeistert, „Männer, die mit Kirche völlig abgeschlossen hatten". In Melsungen ist, diese Gruppe", die sich jeden letzten Mittwoch im Monat in der Pfarrscheune trifft, stadtbekannt.

Für Groß eröffnet der Kreis eine neue Sichtweise: „Ich stehe nicht allein, da gibt es andere Männer mit ähnlichen Erfahrungen." Dadurch werde möglich, unter diesen veränderten Bedingungen das Leben zu meistern". Auf diese Weise habe Männerarbeit Auswirkung auf die gesamte Gesellschaft. Die Männer könnten „auch ein Stück dessen nachholen, was die Frauen uns bereits vorgelebt haben". Diesen Vorsprung kennt Jürgen Groß von klein auf, entstammt er doch einem „Elternhaus, wo Frauen dominierten". Auch als Vater von drei Töchtern findet er es generell gut, sich in der Männerarbeit zu bewegen". Groß versucht seinen Töchtern „Klarheit, Transparenz und Sicherheit" zu vermitteln.

Was beschäftigt ihn aktuell? Er fasst es so zusammen: ,,Wo haben wir Männer heute echte Stärken? In welchen Situationen? Das sind die spannenden Fragen!"

Text: Volker Storch - aus: Blick in die Kirche - Juni 2005









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