Der Esel des Buridan - oder: von dem Preis einer nicht getroffenen Entscheidung
Die gegenwärtige Zeitqualität verlangt uns Menschen vermehrt Entscheidungen ab, deren Auswirkungen uns nicht abschließend bekannt sind.
Von klein auf wurden wir darauf konditioniert, keine Fehler zu begehen. Doch was tun, wenn uns diese Vermeidungsstrategie daran hindert, Entscheidungen zu treffen? Dann bleiben wir in dem Dilemma des inneren Konfliktes erstarrt, gefangen.
Davon handelt das Gleichnis des Buridan´schen Esels, welches Robert Eduard Prutz im Jahr 1842 (Vormärz Epoche) in einem Gedicht zusammenfasst.
Rechts Heu und Klee, links Heu und Klee!
Die allerfettsten Weiden –
Dem Esel tut das Wählen weh,
er kann sich nicht entscheiden.
Er schnopert rechts, er schnopert links
und dreht sich dreimal um –
O Buridan, o Buridan,
was ist dein Esel dumm!
Rechts Gras und Korn, links Gras und Korn,
wie knurrt es ihm im Magen!
Und immer wieder geht's von vorn,
er mag die Wahl nicht wagen.
So zwischen beiden bleibt er steh'n
und fällt vor Hunger um –
O Buridan, o Buridan,
was war dein Esel dumm! –
Rechts freie Presse, links Zensur,
rechts Wahrheit, links die Lüge –
Was stehen wir und grübeln nur
und haben's nicht Genüge?
Wir horchen rechts, wir horchen links
und fragen fern und nah –
O Buridan, o Buridan,
wär' doch dein Esel da!
Die Freiheit rechts, links Sklaverei,
wer könnt' es sich verhehlen!
Wir aber steh'n und steh'n dabei
und wissen nicht zu wählen.
So sind wir doch weit ärger noch
und dummer noch fürwahr,
o Buridan, o Buridan,
als wie dein Esel war!
Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), deutscher Publizist, Lyriker und Romancier
Der Esel des Burdian. Eine Metapher, auf die ich gern in meinen Coaching- und Mediationssitzungen zurückgreife. Es beschreibt das Dilemma der polaren / dualen Welt, Entscheidungen treffen zu müssen. Jede Entscheidung, hat ihren Preis, den wir oft verhindern möchten. Dies führt uns in einen inneren Konflikt. Verschärft wird dieser Konflikt, wenn alte, evtl. traumatische Erfahrungen unserer Biografie mit hineintönen.
Wir übersehen jedoch sehr häufig, dass das Verharren, das Nichtstun ebenso einen Preis besitzt, der uns unter Umständen einen viel höheren Preis abverlangt.
Die Quintessenz dieses Gleichnisses:
Man kann nicht handeln! - Alles hat seinen Preis!
Man kann nicht handeln! - Alles hat seinen Preis!
Erlauben wir uns, Fehler zu machen! Erlauben wir uns, lernfähig zu bleiben! Erlauben wir uns, unsere Meinung zu ändern!
Erlauben wir uns Verständnis für das Ringen um Entscheidung unsere Mitmenschen zu besitzen!
Erlauben wir uns, der Spur unseres Herzens zu folgen!
Siehe hierzu auch mein Märchen vom Bartenwetzer und der Wunschfee, welches die Thematik ebenfalls behandelt: + + + https://t1p.de/Bartenwetzer + + +