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Das Land der Giraffen - oder: wie Mediation funktioniert und wie sie wirkt

Vom Land der Giraffen* möchte ich Euch heute berichten.

Wie? Ihr habt noch nie von ihm gehört? Dann hört meine Geschichte.

Der Weg ist weit und gefährlich der dorthin führt.

Man sagt, dass man, bis vier zählen können muss *, um dort Zugang zu finden.

Von den Wenigen, die bereits dort waren, habe ich gehört, das es auch einige Auserwählte gibt, die bis fünf zählen können *. Mediatoren werden sie genannt.

Keine Angst, auch wenn sich dieser Name Furcht erregend anhört, an die Dementoren von Harry Potter erinnert, so sollen diese doch von den Göttern Auserwählte sein, die als Grenzgänger zwischen den Welten gelten.

Ich habe gehört, dass von Ihnen behauptet wird, das sie „dumm“, „blind“ und „unwissend“ seien. Aber hört: In der Bibel steht geschrieben, „selig sind die geistig Armen.“ Und ich sage Euch, selig sind die dumm, blinden Unwissenden, denn sie sind die Pförtner ins Land der Giraffen.

Der Weg dorthin, so wird berichtet, wird bewacht von einem Rudel Wölfe *. „Du bist schuld“ „Du bist böse“ „das hast Du falsch gemacht“ „das tut man nicht“ „Du“, „Du“ schreien sie aus ihrem offenen, sabbernden Mäulern. ---- Ich fühle, wie mir dies Angst bereitet, wie leicht ich diesen Schreiern Macht über mich gebe. Ich fürchte mich, brülle und schreie zurück, oder verstecke mich im Dickicht des Ungelebten vor ihnen. Und wie geht es Dir damit?

An Ihnen vorbei führt der Weg, hinauf zu dem Vulkanberg. Der Berg ist beschwerlich zu erklimmen. Weiter und weiter geht es nach oben, dem rauchenden Kessel entgegen. Der Vulkan ist voll und zum Ausbruch bereit. Brodelnd, tobend, heiß ergießt er sich; leuchtend rot bahnt sich die Lava ihren Weg ins Tal. Nichts aber auch gar nichts kann diesen Fluß aufhalten. Unermüdlich entleert sich der Berg. Nichts bleibt wie zuvor, und gleichzeitig entstehen neue Landschaften von der Natur kreiert. Der Vulkan leert sich, und wo es zuvor brodelnd und gefährlich tobte, zeichnet sich nun ein friedlich daliegendes Bergmassiv ab, bereit uns zu erfreuen und uns dienlich zu sein.


Weiter, immer weiter führt der Weg ins Land der Giraffen. Beschwerlich, über Stock und Stein, irren wir hinein in den Dschungel. Ungeahnte Gefahren lauern hier auf uns (wilde Tiere, Schlinggewächse); aber auch unerkannte Schätze gibt die Natur demjenigen frei, dessen Auge bereit ist, sie zu erblicken. Goldklumpen in Form von Bedürfnissen und Erwartungen liegen vor unseren Füssen; warten nur darauf aufgehoben und ans Tageslicht gebracht zu werden. In diese Goldklumpen sind Namen wie „Sicherheit“, „Autonomie“, „Klarheit“, „Entlastung“ und „Wertschätzung“ geritzt. Derjenige, der sie unbeachtet am Boden liegen lässt, irrt stunden- und tagelang weiter durch das Dickicht des Dschungels. Derjenige aber (obwohl auch dieses Wort im Land der Giraffen keine Rechtfertigung mehr hat), der die Schätze zu sehen bereit ist, wird direkt zu einer Brücke geführt. Die Brücke verbindet den Dschungel mit dem gelobten Land der Giraffen.

Doch Vorsicht ! ---- Es wird erzählt, das nur diejenigen, die reinen Herzens sind und sich nicht an gefundenen Schätzen bereichern, die Brücke überqueren können. Alle anderen werden zurück in den Dschungel geführt.

Und auch die, welche die Brücke bereits überschritten meinten, finden sich unter Umständen im Dschungel wieder, wenn, ja wenn ihre Bitte um Einlass in dieses gelobte Land zur Forderung wird.

Die, welche die Brücke überschritten haben, so sagt man, finden sich in einem Land wieder, in dem es weder Sieger noch Verlierer gibt.

Im Land der Giraffen ist ein jeder Gewinner. Scheinbar ein Schlaraffenland. Torten vergrößern sich, Kerzen wachsen aus dem Nichts hervor.

Wie klein und unwissend scheint die Welt der Wölfe aus der Sicht der Giraffen zu sein. Doch auch jeder Wolf kann sich auf den Weg ins gelobte Land begeben; nur ist er, wenn er endlich dort angekommen ist, zur Giraffe verwandelt. So jedenfalls habe ich es gehört.

Ich selbst habe dort erlebt und gefühlt, wie befreiend es ist, den Panzer der Rechtfertigung der vermeintlichen Schuld und der Angst von sich werfen zu dürfen.

Ungeschützt, verletzbar aber FREI so fühlte ich mich. Erkennend das allein die nicht bewertende Beobachtung, die Verbindung mit dem göttlichen Kern in mir / in uns allen, -diese achtsame Verbindung mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen- und die nichts fordernden bedingungslose Bitte das Visum für dieses Land sind, welches in jedem von UNS liegt.

Bist Du neugierig geworden, wie Dein inneres Land aussieht? --- Dann möchte ich Dich einladen, gemeinsam mit mir zu schauen, wie es dort aussieht….

Hierzu lade ich Dich ein.


Anmerkungen:

* die Giraffe, sowie deren Gegenspieler, der Wolf, sind Bildmetaphern der gewaltfreien Kommunikation (GfK). Diese wurde von M. Rosenberg entwickelt, und bietet einen der theoretischen Hintergründe der Mediation. Das Verfahren der GfK umfasst 4 Schritte, weshalb man in dieser Geschichte, bis 4 zählen können sollte. Das Mediationsverfahren selbst, wird je nach Lehrmeinung, in 5 Phasen unterteilt. 

Diese kleine Geschichte stammt aus dem Februar 2004 und wurde von mir im Rahmen einer Mediationsausbildung verfasst.


Zusammenfassung:
Das Land der Giraffen ist eine Metapher für den Prozess der Mediation. Der Weg dorthin ist beschwerlich und voller Herausforderungen, aber die Belohnung ist ein friedliches und erfülltes Leben.

Stichworte:
Mediation, Konfliktlösung, Kommunikation, Bedürfnisse, Gefühle, Giraffensprache, Wölfe, Vulkan, Dschungel, Brücke, Schlaraffenland, achtsame Kommunikation, GfK, gewaltfreie Kommunikation

Interpretation:
Die Geschichte beschreibt die Reise eines Menschen, der sein Leben in Ordnung bringen möchte. Er muss sich seinen Ängsten und Herausforderungen stellen, um den Weg ins Land der Giraffen zu finden. Dort angekommen, findet er Frieden und Zufriedenheit.

Die Geschichte kann als Anleitung für die Mediation verstanden werden. Der Weg dorthin ist beschwerlich und voller Herausforderungen, aber die Belohnung ist ein friedliches und erfülltes Leben.

Die wichtigsten Punkte der Geschichte sind:
  • Die Mediation ist ein Prozess, der Zeit und Mühe erfordert.
  • Es ist wichtig, sich seinen Ängsten und Herausforderungen zu stellen.
  • Die Mediation kann zu einem friedlichen und erfüllten Leben führen.
Die Geschichte ist inspirierend und motivierend. Sie zeigt, dass es möglich ist, Konflikte zu lösen und ein glückliches Leben zu führen.


© 2004 (Ursprungstext) / 2022 (Veröffentlichung) - Hans Jürgen Groß 





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