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Karfreitag - Fragen zum Tag (15.04.2022)


Nun sind wir in unserer Fotoreise im christlichen Karfreitag angekommen. Ein Tag, der uns von Verrat, Folter und Tod erzählt. Unermessliches Leid, von dem berichtet wird und von dem wir zu einer Zeit des Aufbruchs des Lebens erfahren.

Da blühen die Bäume, eine neue Pflanzengeneration steckt ihre Köpfe aus der Erde hervor. Das Licht und die Sonnenwärme kehren spürbar in den Tag zurück. Wir nehmen das Leben in uns wahr.

Man möchte weg schauen, sich der Botschaft des Tages entziehen. Warum? fragt man sich. – Warum ausgerechnet diese leidvolle Geschichte? Warum der Verrat des Freundes? Warum flieht er nicht, wenn er die Ereignisse doch schon ahnt? Warum stellt er sich nicht den Kampf gegen die fremden Soldaten, die das Land besetzt halten und ihn verhaften wollen? Warum stimmt die Mehrheit des Volkes all dem zu, indem es einem Mörder die Freiheit schenkt und nicht diesem friedlichen Mann? Warum erträgt er all dies so widerspruch- und kampflos, wo man ihm doch Superkräfte nachsagt? Und, warum greift Gott nicht ein, um der Geschichte das gewünschte Happyend zu schenken?

Ich kenne die Antworten nicht, könnte nur Hypothesen bilden. Jedoch schenkt uns die biblische Geschichte ein Happyend. Eines, welches wir nicht erwartet hätten, welches sich unserer Verstandes Logik entzieht, das zweifelhaft bleibt. So zweifelhaft wie unser aller Zukunft, der wir nur im hoffnungsvollen Vertrauen begegnen können.

Über all dem steht jedoch die Hauptfrage. Was haben wir heute, knapp 2000 Jahre später, überhaupt noch damit zu tun? - In diesem Jahr fällt es leicht, diese Frage zu beantworten. Hier brauchen wir nur auf das Kriegsgeschehen zu schauen, das Europa faktisch und emotional gefangen hält. Wie viel Leid wird hier gerade geschaffen? Leid, welches noch unzählige, folgende Generationen bestimmen wird; so wie unser Leben noch heute durch die Gräueltaten des 2. Weltkrieges und die erlernten Werte und Verhaltensweisen der Großelterngeneration beeinflusst wird.

Vor lauter Leid sollten wir jedoch nicht den Blick auf die Schönheit des neuen Frühlings verlieren, der sich da im außen zeigt. Das Leben ist stärker wie der Tod, die Liebe stärker wie der Hass, lautet dessen Botschaft. Und damit beantwortet sich vielleicht die Frage, warum dieser Feiertag gerade in dieser Jahreszeit begangen wird.

Egal welcher Weltanschauung ihr folgt. Habt einen schönen Tag, genießt die Schönheit Eurer Welt, mit dem Wissen, das Leid ebenso hinzu gehört.



Text und Fotos: © Hans Jürgen Groß



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