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Erinnerung an einen Tag vor 45 Jahren: Karfreitagsdrama auf der Autobahn

Wenn man die Autobahn A7 von Kassel kommend in Richtung Süden fährt, durchquert man hinter der Anschlussstelle Melsungen eine tiefe Senke. 

Heute sind links und rechts der Fahrbahn Warnlampen angebracht, deren Sinn und Zweck einem ortsfremden Autofahrer nicht sofort ersichtlich sind. Diese Warnlampen wurden aufgrund eines Ereignisses installiert, das sich genau heute, am 13. April 1979, also vor 45 Jahren zutrug. 

Es war Karfreitag, das Osterfest stand bevor, und wir alle freuten uns auf die freie Zeit. Ich war damals 20 Jahre alt und stand kurz vor meiner beruflichen Abschlussprüfung zum Steuerfachgehilfen. 

Seit etwas über einem Jahr gehörte ich dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) an und hatte eine Sanitätsausbildung absolviert. Durch meine Verpflichtung zu einer zehnjährigen Mitarbeit im Katastrophenschutz und im Sanitätszug des DRK war ich vom Wehrdienst freigestellt worden. Trotzdem verfügte ich über wenig praktische Erfahrung, als an diesem Karfreitagmorgen das Telefon im Hause meiner Eltern klingelte und ich zu einem Notfall auf der Autobahn gerufen wurde.

Dort hatte sich ein dramatischer Unfall ereignet, an dem 83 Fahrzeuge beteiligt waren. Die Autobahn hatte sich in ein Trümmerfeld verwandelt. In dieses Trümmerfeld hinein fuhren auch wir Helfer des DRK mit unserem Einsatzfahrzeug. 

Die Lage, die wir vorfanden, war chaotisch. Überall lagen Verletzte, Menschen saßen oder standen verwirrt und traumatisiert herum. Die Toten wurden geborgen, doch das entzog sich meinem Sichtfeld. Jedoch berührte allein das Wissen darum, das nur wenige Meter entfernt zwei Menschen verbrannt waren, sehr.  Die Schwerstverletzten wurden bereits mit Rettungswagen abtransportiert. 

In diesem Chaos fühlte ich mich selbst ziemlich hilflos und verloren. Meine zugewiesene Aufgabe bestand darin, mich auf die Leitplanke neben eine äußerlich unverletzte Person zu setzen, ihr eine Decke umzulegen und darauf zu achten, dass es ihr gut ging. 

Auf diese Situation war ich damals nicht vorbereitet und geschult gewesen. So saß ich also da, innerlich unruhig und ängstlich auf der Leitplanke und hoffte, dass alles gut ging. Als ein hilfloser Helfer, hoffend und überfordert, hatte ich scheinbar einen Schutzengel, der mich gut durch diesen Tag begleitete. 

Was damals weiter geschah und wie ich die Zeit bis zur Beendigung dieses Einsatzes verbrachte, kann ich nicht mehr erinnern. Irgendwann, Stunden später, ging es wieder nach Hause.

Im Kreis der Familie kam ich dann wieder zu mir.

Der Unfall, der sich aufgrund eines Nebelfeldes ereignete, vor dem die Lampen heute noch warnen, wurde in zahlreichen Medienberichten thematisiert. Den Artikel der regionalen Zeitung besitze ich noch heute. Dies ist eine Erinnerung an einen Tag vor 45 Jahren, der zahllose Menschen, die an diesem Ort ungewollt zusammenkamen, berührte und vielleicht heute noch berührt.

Die mir damals zugewiesene Aufgabe war aus heutiger Sicht genau die richtige Aufgabe für mich, auch wenn mich diese damals noch überforderte.  

© 2024 - Hans Jürgen Groß



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Zusammenfassung:
Am Karfreitag vor 45 Jahren ereignete sich auf der A7 bei Melsungen ein folgenschwerer Unfall mit 83 beteiligten Fahrzeugen. Ich war damals ein 20-jähriger ehrenamtlicher Sanitätshelfer, der unvorbereitet an die Unfallstelle gerufen wurde. In dieser Erzählung erinnere ich mich an die Ereignisse und an mein Gefühl der Hilflosigkeit und Überforderung. 

Stichworte:
A7, Melsungen, Unfall, Karfreitag, DRK, Sanitäter, Katastrophe, Trauma, Erinnerung, Schutzengel, 45Jahre





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