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Die Magie der Rituale: Wie sie unser Leben bereichern und verwandeln

Rituale sind wie Samen, die in unserer Seele
zu mächtigen Bäumen heranwachsen,
deren Früchte uns nähren, ermutigen und stärken. 
Sie geben unserem Leben Sinn, sind tief verwurzelt 
und reichen weit in den Himmel hinein.




Bewusste Handlungen, die einen symbolischen Sinn ergeben, nennt man Rituale. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens, denn sie helfen uns, unsere Erfahrungen zu gestalten, zu verstehen und zu teilen. Sie können individuell oder gemeinschaftlich sein, religiös, weltlich, traditionell und kreativ. 

Rituale sind wichtig!

Rituale sind wie große Steine in einem Bachlauf, um die sich das Wasser schlängelt, Gras, Pflanzen und Insekten zur Heimstatt wird. Sie bremsen den Fluss des Lebens, lassen Augenblicke langsamer und damit sinnlicher bewusst werden, regen eine veränderte Fließrichtung an.

Sie durchbrechen die immer gleichen Abläufe des Alltags, geben uns Halt, Sicherheit und beschränken uns auf das Wesentliche in diesem Augenblick.

Sie wertschätzen die Entwicklungsphasen in unserem Leben und verankern sie für die Zukunft. Die Kommunion / Konfirmation / Jugendweihe, die Hochzeit, dies sind Beispiele für solche Handlungen, die in unserer Gesellschaft wichtig sind, und in denen die Wertschätzung des Augenblicks erkennbar wird. Übergänge im Leben können so verankert werden. Das Alte verlorene kann dankend verabschiedet werden; das Neue vor uns liegende, mit all seinem Zauber angenommen und willkommen geheißen werden.

Rituale erlauben uns zu spüren und mit diesen heilsamen Gefühlen nach außen zu gehen. So hat die Trauer, der Schmerz und auch die Wut über das Verlorene in einem Beerdigungsritual seinen festen Platz.

Sie helfen uns, Bedeutung und Sinn in unserem Leben zu finden. Das bedeutet, dass sie unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche in diesem Moment lenken, auf das, was wirklich zählt und wichtig ist. Sie laden ein, tiefer zu schauen, zu hören, zu fühlen, zu riechen und zu schmecken, als wir es normalerweise tun. Sie eröffnen uns eine andere Dimension der Wirklichkeit, die oft verborgen oder vergessen ist. Sie sind also wie Fenster, die uns einen Blick auf das Geheimnisvolle, das Schöne, das Heilige und das Wahre in unserem Leben ermöglichen.

Rituale helfen auch, Beziehung und Gemeinschaft in unserem Leben zu pflegen. Indem wir Entwicklungsphasen in unserem Leben derart wertschätzen, das wir uns erlauben, dies im außen zu bezeugen. Das bedeutet, dass wir unsere Erfahrungen mit anderen teilen, indem wir sie ausdrücken, feiern, würdigen und anerkennen. So schaffen wir eine Verbindung zwischen uns und der Welt. Wir erfahren Unterstützung in unserem Sein, erleben dass wir nicht allein und Teil eines größeren Ganzen sind, dass wir geliebt und akzeptiert werden. Rituelle Feste sind also wie Brücken, die uns mit dem verbinden, was uns übersteigt, was uns trägt und was uns erfüllt.

Rituelle Handlungen verlieren jedoch ihren Wert, wenn sie zu einer leeren Hülse verkommen, wenn sie es nicht mehr schaffen, uns sinnlich erleben zu lassen, wenn sie zur Beschränkung werden. Man tut etwas, weil man es erwartet, spürt nichts hierbei, hofft, dass das Leben bald wieder wie gewohnt weitergeht. Deswegen ist es wichtig, sich der sinngebenden Erfahrung eines Rituals gewahr zu werden und diese ganz bewusst sinngebend im Lebensalltag zu installieren. Es geschieht hier etwas für mich, für mein Leben, das wichtig ist. 

In jedem Menschen existiert ein heiliger Raum der Stille auf dem Grund der Seele. Dort ist jeder unverletzt und frei. Dies ist die Energiequelle, in der wir eins mit uns und der Schöpfung sind. Durch Rituale im Leben säen wir bildlich gesprochen Heilpflanzen der Erinnerung am Grund dieser Quelle, deren Früchte uns in schwierigen Zeiten Nahrung, Hoffnung, Zuversicht und Kraft schenken.

Die Formen von Ritualen

Wir kennen alle die Rituale, die in unserer Gesellschaft wichtig sind, wie die Kommunion, die Konfirmation, die Hochzeit oder die Beerdigung. Diese sind typische Beispiele für religiöse oder kulturelle Rituale, die oft eine lange Tradition haben und von einer Institution oder einer Gemeinschaft vorgegeben werden. Sie haben meist eine feste Struktur, einen festen Ablauf, feste Symbole und feste Worte. Sie sind oft öffentlich und feierlich, und sie markieren wichtige Übergänge oder Ereignisse im Leben, wie die Geburt, die Initiation, die Ehe, den Tod oder den Jahreskreis.

Neben diesen gibt es aber auch Rituale, die persönlicher oder kreativer sind, die von uns selbst gestaltet oder erfunden werden, die unseren individuellen Bedürfnissen, Werten und Vorstellungen entsprechen. Sie haben oft eine flexible Struktur, einen variablen Ablauf, eigene Symbole und eigene Worte. Sie sind privat und intim, und sie können jeden Aspekt oder jeden Moment unseres Lebens betreffen, wie das Aufstehen, das Essen, das Lernen, das Arbeiten, das Spielen, das Schlafen oder das Träumen.

Beide Formen von Ritualen haben ihre Berechtigung und ihren Wert, und sie können und sollten einander ergänzen und bereichern. Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, warum wir ein Ritual machen, was es für uns bedeutet, wie es uns hilft und was es bewirkt. 

Hintergrund

Das Wort „Ritual“ übt eine große Faszination aus und weckt Fantasie und Neugier. Wir spüren darin intuitiv die Begegnung mit dem Archaischen, dem tief in uns Verwurzeltem, dem Unvertrauten und dem Unvorhersehbaren. Wenn wir unseren Gedanken freien Lauf lassen, führt uns das Wort „Ritual“ zu traumähnlichen Bildern, Klängen und Welten des Unbewussten.

In der Literatur finden sich nur wenige Abhandlungen zu diesem Thema. Gleichzeitig sind uns Rituale seit Jahrtausenden bekannt; sie wurden und werden im religiös /spirituellen und heilenden Kontext eingesetzt. Allein hieran ist zu erkennen, dass Rituale eine hohe Wirkweise haben.

Untersuchungen von Huxley (1923), Eibl-Eibesfeldt (1967) und Konrad Lorenz (1950) belegen, dass die Ritualisierung und die aus ihr entstehenden Rituale im Verhalten der Tiere eine auffallende und gewichtige Rolle spielen. Rituale sind folglich älter als die Menschheit.

Ich selbst habe mich im Jahr 2006 mit dem Thema Rituale in Beratung und Therapie auseinandergesetzt, dessen Ergebnis sie hier nachlesen können.

Rituale - in Beratung und Therapie


Zusammenfassung:
Rituale sind feste, bewusste Handlungen, die einen symbolischen Sinn haben. Sie helfen uns, unsere Erfahrungen zu gestalten, zu verstehen und zu teilen. In dieser Abhandlung erfahren Sie, welche Funktionen, Formen und Werte Rituale im Leben haben, und wie Sie sie kreativ und persönlich gestalten können.

Schlagworte
Rituale, Lebensgestaltung, Sinnfindung, Sinngebung, Kreativität, Spiritualität, Biografie, Biografiearbeit, Coaching, 
Feier, Hochzeit, Konfirmation, Kommunion, Jubiläum, Geburstag, Geburt, Verabschiedung, Übergang


© 2024 - Hans Jürgen Groß




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