St. Nikolaus: die Geschichte eines wunderbaren Diebstahls, der die Welt bereicherte - ein Rubikon Ereignis
In einer geschäftigen Stadt vergangener Zeiten lebte ein kleiner Junge namens Nikolaus. Er war der einzige Sohn einer wohlhabenden Händlerfamilie, deren Leben von Überfluss und Reichtum geprägt war. Doch je mehr Nikolaus durch die Straßen der Stadt streifte, desto mehr erkannte er die Kluft zwischen den Lebensweisen der Reichen und der Armen.
Nikolaus war ein aufmerksames Kind. Er sah das Leid und die Not, die hinter den prunkvollen Fassaden der Stadt verborgen waren. Als er ungefähr neun Jahre alt war, begegneten ihm drei Mädchen auf seinem Weg durch die Stadt, die ungefähr im gleichen Alter waren wie er. Er fragte sie nach ihrem Leben und hörte ihnen genau zu, als diese aus ihrem kargen Leben berichteten. Das Schicksal der Mädchen berührte ihn sehr. Die Schwestern waren sehr arm und ihre Eltern konnten sich keine Mitgift für sie leisten. Das bedeutete, dass sie im günstigsten Fall ihr Leben lang als Dienstmädchen arbeiten mussten, wahrscheinlicher schien, dass sie in die Prostitution gezwungen würden.
In den Tagen nach der Begegnung fühlte Nikolaus den Drang, zu helfen. Er sprach mit seinen Eltern, doch diese sagten, dass ein jeder für sein Schicksal selbst verantwortlich sei. Eines Nachts fasste Nikolaus einen Entschluss. Heimlich schlich er in die Geschäftsräume der Eltern und entnahm drei funkelnde Goldmünzen aus ihrem Versteck.
Er legte die Münzen in einen Sack und warf diesen durch das Fenster der Mädchen. Diese waren überglücklich, als sie die Goldstücke am kommenden Morgen fanden. Ihre Gebete waren erhört worden, ein Wunder war geschehen. Die drei Mädchen waren überwältigt von dem Segen, der ihnen zuteilwurde, und sie wussten nicht, wer so großzügig gewesen war. Sie konnten sich nun eine Mitgift leisten, die ihnen ein besseres Leben ermöglichte.
Nikolaus selbst behielt sein Handeln im Verborgenen. Seine Eltern bemerkten den Verlust der drei Goldmünzen nicht. Doch die Geschichte von den mysteriösen Gaben verbreitete sich rasch in der Stadt. Sie wurde zu einem Gesprächsthema und ließ die Menschen über die wundersame Güte staunen.
Für Nikolaus markierte diese Geschichte eine wichtige und unwiderrufliche Veränderung in seinem Leben. Er hatte sich gegen die Meinung seiner Eltern eingesetzt, gar das Gebot „du sollst nicht stehlen“ missachtet. Doch gleichwohl spürte er die Richtigkeit seines Handelns in sich selbst, erfuhr die Bestätigung durch die Wundersage seiner Umwelt.
Dieses war das erste Wunder eines Menschen, der als St. Nikolaus in die Geschichte der Menschheit einging und dessen Namenstag wir heute, am 6. Dezember, feiern. Nikolaus’ Handeln war eine Geste der Mitmenschlichkeit, die die Lebenswege der drei Mädchen, sowie sein eigenes veränderte. Es war ein Zeichen für die Macht der Liebe, die selbst die Dunkelheit des Lebens erhellen konnte.
Nikolaus hatte durch seine Güte nicht nur den Mädchen geholfen, sondern auch den Glauben an die Menschlichkeit und die Hoffnung auf ein Wunder wiederhergestellt.
Täglich begegnen uns selbst diese großen und kleinen Wunder. Man muss nur genau hinschauen, um diese zu entdecken. Viel Freude beim Suchen und Finden der Wunder, die euer eigenes Leben berühren.
© 2023 - Hans Jürgen Groß
Anmerkung:
Der heilige Nikolaus von Myra ist einer der bekanntesten Heiligen der Christenheit. Er wird als Schutzpatron der Seefahrer, Kinder und Studenten verehrt und ist vor allem für seine legendären Wohltaten bekannt.
Nikolaus wurde vermutlich zwischen 270 und 286 in Patara, einer Stadt in Lykien (heute südliche Türkei), geboren. Seine Eltern, Theophanes und Nonna, waren wohlhabend.
Die dieser Geschichte zugrundeliegenden Legende über das erste Wunder des heiligen Nikolaus habe ich an verschiedenen Stellen im Internet entdeckt (siehe u. a. auch https://ogy.de/co2r). Interessant ist das Alter von Nikolaus, von dem hier berichtet wird. Er soll zu dem Zeitpunkt des Ereignisses 9 - 10 Jahre alt gewesen sein.
In der Biografiearbeit wird in diesem Alter von dem Entwicklungsschritt des Rubikon berichtet. Der Fokus wird dabei in der Betrachtung auf besondere, als Rubikon-Ereignisse bezeichnete Entscheidungen oder Veränderungen gelegt.
Um das neunte Lebensjahr fängt ein Kind an, Kritik zu äußern. Die Kritik sagt nichts anderes aus, als dass dasjenige, was es wahrnimmt, nicht in Übereinstimmung mit dem ist, was es im Inneren erlebt.
Das Kind erlebt die Trennung zwischen sich und der Welt, zwischen dem Du und dem Ich. Der Schmerz wird häufig nach außen als Kritik projiziert.
Einige Kolleginnen und Kollegen der Biografiearbeit sprechen von dieser Zeit auch von der „Vertreibung aus dem Paradies“. Nichts anderes, als solch ein Rubikon-Ereignis einschließlich Sündenfall, beschreibt meine kleine Geschichte.
Noch heute stellt die Mitgiftzahlung der Mädchen in Indien eine Herausforderung für die Familien dar und führt zu einer massiven Gewalt gegen Frauen (siehe auch: https://ogy.de/vj4y).
Nikolaus starb an einem 6. Dezember zwischen den Jahren 342 - 352 in Myra. Sein Grab wurde zu einem beliebten Wallfahrtsort und seine Reliquien wurden im 11. Jahrhundert nach Bari in Italien überführt. Sein Todestag wurde später durch die Kirche als Namenstag festgelegt.
Zusammenfassung:
Die Geschichte von St. Nikolaus erzählt, wie er als kleiner Junge drei armen Mädchen mit einem heimlichen Geschenk aus Gold half, ihr Schicksal zu ändern. Er wurde dafür zum Symbol der Güte und Liebe, die Wunder bewirken können. Die Geschichte lädt uns ein, die Wunder in unserem eigenen Leben zu suchen und zu finden.
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