kein Zweifel möglich? - oder: das Höhlengleichnis von Platon
(…) jetzt bin ich ein Gläubiger
Nicht eine Spur von Zweifel in meinem Kopf
(I'm A Believer, Monkees 1967)
Wir leben in einer Welt der sich ständig veränderten Gegensätze.
Aufgrund unseres Menschseins ist es uns nicht gegeben, diese Welt „an sich“ und umfänglich wahrzunehmen. So wissen wir beispielsweise, dass es Ultraschall, Magnetismus, oder Radiowellen gibt, können diese mit unseren Sinnen jedoch nicht erfahren (im Gegensatz zu den Fledermäusen).
Jeden Augenblick sind wir ca. 11 Millionen Bits an Informationen ausgesetzt, die wir mit unseren Sinnen zu erfassen suchen. Tatsächlich sind wir jedoch nur in der Lage, 7 + - 2 Informationen gleichzeitig aufzunehmen (die sogenannte Millersche Zahl). Der Rest geht verloren. Wir sind somit alle Blinde in einer Welt von Blinden.
Wir versuchen dieses Defizit durch erlernte Vorannahmen und unsere Fantasie zu ersetzen, um uns in dieser Welt zu orientieren und dem Wahrgenommenen einen Sinn zu geben. Diese inneren Erlebniswelten sind es, die unser Denken, Fühlen und Verhalten steuern und unseren Glauben an uns selbst und an die Welt bestimmen.
Für einen neugeborenen Säugling mag sich unsere Welt wie ein großes Bildrauschen darstellen, das keinerlei Aussage besitzt. Durch die Eltern, Großeltern oder anderen Bezugspersonen lernt das Baby, dieses Bildrauschen zu lesen. Dabei werden die Vorannahmen der Lehrenden ungeprüft übernommen. Dies geschieht von Generation zu Generation neu.
Auch wenn diese individuellen und kollektiven Interpretationen der Eindrücke und der daraus abgeleiteten Verhaltensnormen, längst ihren Sinn verloren haben, werden diese an die kommende Generation unbewusst übertragen und bestimmen das Leben der Nachkommenden signifikant. Tatsächlich manifestieren sich dann im Leben der nachkommenden Dinge und Ereignisse, die diese Sinngebung belegen. Dies geschieht, weil der Fokus all unserer Interpretation hierauf ausgelegt ist, wir nach Bestätigung unseres Glaubens suchen. Doch sollten wir nicht versucht sein, die transgenerationale Weitergabe, als alleinige Ursache unseres Glaubenssystems zu sehen, wie die Zwillingsforschung belegt. Auch hier trifft Außenwelt auf Innenwelt und schafft eine ganze eigene Synthese.
Zusammenfassend lässt sich somit sagen: „Wir sind das, von dem wir glauben, es zu sein. - Unsere Welt ist so, wie wir glauben, dass sie ist.“
Das Höhlengleichnis von Platon, ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie, welches das zuvor genannte in eine Geschichte fasst. Dieses Gleichnis möchte ich Euch hier wiedergeben:
Text, Audio und Bildbearbeitung © 2022 - Hans Jürgen Groß