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Josef vermisst - oder: vom Wunder des Lebens, den Ahnen und der Leerstelle die eine Vermissung reißt

In einem meiner Seminare berichtete mir eine Teilnehmerin, dass es ein Wunder sei, dass ausgerechnet sie hier auf dieser Erde wandle. Millionen von Spermien haben den Weg zum Ei gesucht. Und fast alle blieben auf der Strecke.

Bedenkt man, dass dieses Wunder in jeder Generation unserer Ahnenkette geschah, dann müssen wir erkennen, dass wir eindeutig auf dem Siegerpodest des Lebens stehen.  – Wir und unsere Mütter, Väter, Großmütter, Großväter und all die Menschen, die hinter uns in der Reihe stehen. Unzählige Kriege, Katastrophen wurden erfolgreich überlebt, damit Du / ich heute bin. – Welche Kraft geht von dieser Tatsache aus! - Doch welche Kraft geht auch verloren, wenn diese Kette nicht geschlossen sein kann.

Wir stehen heute an dem Übergang eines Monatswechsels, der uns in den November führt. Der November ist in unseren Breiten ein grauer Monat. Die Tage werden kürzen, Nebel ziehen über die Welt. – Wen wundert es, wenn gerade heute und in den nächsten Tagen des kommenden Monats sich die Ahnen in unsere Erinnerung rufen.

In alten Zeiten feierte man diesen Tag als Samhain. Über die Auswanderer in die USA kam dieses Fest zurück zu uns nach Europa. Halloween, genannt. Und auch die christliche Tradition kennt die Feiertage, die im November an die Ahnen erinnern. Allerheiligen, der Totensonntag. 

Ich möchte heute an meinen Großvater erinnern, der zwar zu den Ahnen, jedoch nicht zu den Verstorbenen zählt. Kein Grab erinnert an ihn, keine Geschichte über einen alten Mann. Großvater Josef zog in einen Krieg, aus dem er nicht zurückkehrte. Was von ihm blieb, war die Hoffnung meiner Großmutter, meiner Mutter auf seine Heimkehr. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte, die sich zu einer Last, einem Trauma wandelte. 

Seit dem August 1944 gilt Josef Benz als vermisst. Das letzte Lebenszeichen sandte er, vor dem sowjetischen Großangriff auf die deutschen Truppen in Bessarabien (Operation Jassy-Kischinew), an seine Ehefrau und Tochter nach Hause. - Was von ihm blieb, war die Hoffnung. Hoffnung auf ein Lebenszeichen, Hoffnung auf Heimkehr, Hoffnung auf eine Nachricht über den Verbleib des Vaters und des Ehemanns (auch wenn es die Todesnachricht gewesen wäre). 

„Die Hoffnung: (...) ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert“, sagt Friedrich Wilhelm Nietzsche. Dies umschreibt in etwa das Trauma, welches Ehefrau und Tochter in den Folgejahren durchleben musste.   

Josef Benz ist mein Großvater und sein Verschwinden berührt generationsübergreifend, in einer Verkettung von Ursache und Wirkung, ebenso mein Leben, wie das Leben meiner Töchter.

Das Thema der Vermissung im Zweiten Weltkrieg und die damit einhergehenden psychischen Auswirkungen der suchenden Familienmitglieder ist in Deutschland ein kaum behandeltes Phänomen. Erst in den letzten Jahren widmen sich einige Wissenschaftler und Mediziner diesem Thema.

Josef Benz, ich habe aus den wenigen Dingen, die von Dir erhalten sind, einen kleinen Film gemacht. Damit möchte ich an Dich erinnern, Dir Deinen festen Platz in der Reihe meiner Ahnen geben. Damit die Kraft der Kette seine ganze Wirkung erfüllt und in ihrer Gänze auf meine Nachkommen wirken kann.





Zusammenfassung:
In diesem Text möchte ich an meinen Großvater erinnern, der im Zweiten Weltkrieg als vermisst gilt. Die Hoffnung auf die Rückkehr des Großvaters wurde für meine Familie zu einer Last und einem Trauma. Ich habe einen kleinen Film über meinen Großvater gedreht, um ihn zu erinnern und ihm seinen festen Platz in der Ahnenkette zu geben.

Interpretation von Google Bard:
Der Text ist eine persönliche Reflexion über die Bedeutung der Ahnenkette und die Auswirkungen von Vermissten im Zweiten Weltkrieg. Der Autor beschreibt die Kraft der Ahnenkette, die durch das Überleben unzähliger Kriege und Katastrophen gestärkt wird. Die Hoffnung auf die Rückkehr des Großvaters war für die Familie jedoch zu einer Last und einem Trauma geworden. Diese Hoffnung hat sich nie erfüllt und die Familie hat nie Gewissheit über das Schicksal des Großvaters erhalten.

Stichworte: 
Vermisste im Zweiten Weltkrieg, Vermissung, Ahnenkette, Trauma, Leerstelle, transgenerational, Generation übertragend, Hoffnung, Film, Samhain, Halloween, Ahnengedenken, Ahnen


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