Die Geschichte vom Uhrmacher und dem Sturm
Es war einmal ein Uhrmacher, der in einem fernen Dorf zwischen Bergen und Wäldern lebte. Seine Hände waren ruhig, sein Gemüt genau. Keine Uhrenreparatur war ihm zu schwer, keine zu herausfordernd – selbst die Stücke, die längst aufgegeben schienen, fanden in seinen Händen zurück zu ihrem Takt. Die Menschen brachten ihm ihre „Problemuhren“, und wenn er sie repariert hatte, liefen sie wieder – zuverlässig, sicher, wie verwandelt. Doch im Innern trug er eine alte Furcht: Er fürchtete den Sturm – und jenen Augenblick, da seine Hände nicht mehr ausreichen würden, um die Welt in ihrem Takt zu halten. Schon als Kind hatte er gelernt, die Ängste anderer zu t ragen. Seine Mutter war ein Wesen erstickender Fürsorge – ihre fordernde Liebe war ein engmaschiges Netz aus Schuld und Sehnsucht. Immer spürte er ihre unausgesprochene Erwartung: Sei stark für mich. Denn ihre Seele war vernarbt, von einer alten Wunde gezeichnet. In ihrer Kindheit war ihre jüngere Schwester auf dünnem Eis eingebroch...